Im Morgengrauen wurde ich von einer Katze geweckt. Sie hockte maunzend an der Bettkante und stupste mich an, seltsam beharrlich. Etwas schien nicht zu stimmen, bereitete ihr Kummer, bekümmerte schließlich auch mich. Ob sie wohl hungrig war? Ich stand auf, brachte ihr etwas zu fressen, doch sie ließ es stehen und wandte sich ab. Vielleicht hatte sie Durst? Ich zeigte ihr, wo sie Wasser trinken konnte, doch sie trank nicht. Stattdessen blickte sie mich traurig und leidend an, was mich derart bedrückte, dass ich mir wünschte, ich sei der Tiersprache mächtig wie Salomo, um die Katze verstehen und von ihrer Pein befreien zu können.
Die Katze richtete indes ihre Blicke auf die Tür, die die ganze Zeit über geschlossen war. Ich konnte feststellen, dass sie sich sofort an meine Fersen heftete, sobald es so aussah, als ginge ich zur Tür. Da begriff ich, was sie wollte. Ich sollte die Tür für sie öffnen! Also machte ich schleunigst die Tür auf, und als die Katze nach draußen blickte und den weiten Himmel sah, verwandelte sich all ihr Kummer und all ihre Traurigkeit in helle Freude. Ohne einen Augenblick zu zögern machte sie sich auf den Weg. Ich legte mich wieder ins Bett, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte über die Katze nach. Es war erstaunlich. Konnte es sein, dass die Katze verstand, was Freiheit bedeutet? Die verlorene Freiheit stimmte sie traurig, die wiedergewonnene froh. Aber ja! Wenn jemand wusste, was Freiheit bedeutet, dann diese Katze. Sie hatte traurig dreingeblickt, gemaunzt, Futter und Wasser verschmäht, nur weil sie die Freiheit vermisste. Sie hatte gebettelt und gefleht, mich angestupst und nicht von mir abgelassen, nur um wieder in Freiheit zu gelangen.